Schuttrutsche

Der Herbst zeigt uns deutlich, wie Loslassen funktioniert. Ein richtig cooles Konzept. Es wird aufgeräumt und ausgemistet. Blätter werden abgeworfen und alles für einen kalten Winter vorbereitet. Bäume trauern ihren Blättern nicht hinterher, denn sie wissen, dass im nächsten Frühjahr Neue nachwachsen werden. Und mit welcher Pracht das vonstatten geht – beeindruckend! Ich gehöre zu den Bäumen Menschen, die mehr als einmal im Jahr einen Loslassen-Rappel bekommen und, was materielle Dinge betrifft, am liebsten alles loswerden möchten. Zu viele Dinge zu besitzen macht mich nervös. Sie brauchen Wartung und Pflege und wollen abgestaubt werden, wenn man sie nicht regelmäßig benutzt, was wohl für die Mehrzahl der eigenen Besitztümer gilt. Dinge, die nicht einstauben, nehmen Platz in Schränken und dem Keller ein, welche dann vollgestellt sind und mir keine Luft zum Atmen lassen. Und so kommt es, dass ich nicht nur im Herbst Schränke und Türen aufreiße und denke: „Weg, weg, weg!“ Es gibt da diesen Running-Gang bei mir. „Micky, was wünschst du dir zum Geburtstag?“ – „Eine Schuttrutsche, direkt aus meinem Schlafzimmerfenster.“ Damit ich all das unnötige Zeug aus meiner Wohnung entfernen kann. Doof nur, dass ich nichts wegschmeißen möchte, was noch benutzt werden kann. Denn die meisten Dinge sind ja selten benutzt und daher viel zu schade für die Schuttrutsche. Habe ich mich gerade verrannt? Ging es nicht um Laubhaufen? Doch wenn ich an Bäume denke, die im Herbst ihr Laub abwerfen, dann denke ich an die Schuttrutsche. Und an die vielen Kisten in meinem Keller, die bereits aussortiert und losgelassen worden sind und nur noch den Weg zur Spendenstelle finden müssen. Loslassen empfinde ich irgendwie als einfacher, wenn sich der Laubhaufen von allein entfernt, nachdem alle Blätter abgeschüttelt worden sind.