
Ich war kürzlich zum ersten Mal auf einer Kleidertauschparty und es war auf so vielen Ebenen eine Erfahrung. Da saßen wir also, ein Raum voller Frauen: groß, klein, schmal, kurvig – unterschiedlich in jeder denkbaren Form. Und doch schien uns eine Sache zu verbinden: die Art, wie wir über unsere Körper dachten.
Das Konzept an sich ist genial. Du bringst Klamotten mit, die du nicht mehr trägst, und tauschst sie gegen neue Schätze. Nachhaltig, unkompliziert, fair. Aber dann kommt der Moment des Anprobierens und plötzlich wird es doch kompliziert. Plötzlich steht nicht mehr nur die Mode im Fokus, sondern der Körper, der sie tragen soll. Ein gefundenes Fressen für die Stimme in meinem Kopf: „Diese Hose sieht cool aus – aber nicht an dir. Dafür bist du zu dick.“
Dick. Dieses böse Wort, dieses Gewicht aus vier Buchstaben, das seit Jahren auf meinen Gedanken lastet. Ich hätte auch denken können: „Die Frau, der die Hose gehört, ist einfach zehn Zentimeter kleiner als ich, logisch, dass ich da nicht reinpasse.“ Aber nein. Mein erster Reflex war Selbstkritik, weil wir bereits als Mädchen darauf trainiert werden, uns ständig infrage zu stellen. Nie den Schnitt. Nie die Größe. Nie die Hose. Wie traurig ist das bitte? Aufgewachsen in einer Welt, die uns darauf dressiert hat, uns in Spiegeln auf Fehler zu scannen. Zu groß, zu klein, zu dick, zu faltig. Nie richtig. Niemals gut genug. Immerzu betrachten wir unser Spiegelbild und ziehen den Bauch ein. Wie viele Stunden, Tage, Jahre haben wir bereits damit verschwendet?
Ich schaue mich um, sehe die anderen Frauen, die ihre Oberarme mustern, den Bund der Hose hochziehen, kritisch an sich herumzupfen. Jede von uns kennt diese Gedanken. Jede von uns hat sich schon mal falsch in ihrem Körper gefühlt. Und doch fühlt es sich an, als seien wir allein damit. Wie können wir lernen, uns einfach nur zu sehen, ohne uns zu bewerten? Wie können wir dieser lauten, aufdringlichen Stimme in unserem Kopf entkommen? Warum ist es so viel einfacher, einen anderen Körper schön zu finden als unseren eigenen? Ich kann das nicht mehr!
Mein Körper ist doch kein Problem, das gelöst werden muss. Kein Projekt, das Optimierung bedarf. Mein Körper ist das Zentrum meines Lebens. Er trägt mich durch diese Welt, lässt mich tanzen, lieben, kämpfen, genießen. Er ist das Zuhause meiner Seele. Ich kann es nicht mehr ertragen, dass eine Gesellschaft, die an weiblicher Unsicherheit verdient, mir vorschreibt, wie ich auszusehen habe. Die mir ohne Pause suggeriert, ich wäre nur eine Diät von der „richtigen“ Version meiner selbst entfernt, und mich mit unrealistischen Vorgaben füttert, die ich nie erreichen kann. Es gibt keine richtige oder falsche Art, in einen Körper hineinzupassen. Aber es gibt verdammt viele falsche Maßstäbe, an denen wir uns messen.
Maßstäbe, die nicht aus uns selbst kommen, sondern uns von den sozialen Medien, der Werbeindustrie und der Modebranche aufgezwängt werden. Ideale, die nicht realistisch sind, und trotzdem lassen wir uns davon in die Irre führen. Aber ich will meinen Körper nicht mehr nach seinen vermeintlichen Fehlern scannen, sondern mich auf die Stärke konzentrieren, die in ihm steckt, auf die Geschichten, die er erzählt. Auf das Leben, das er führt. Wir Frauen sind keine Modelle für Schönheitsideale. Wir sind lebendige, atmende Menschen, die weit mehr sind als das Bild, das ihnen immer wieder aufgezwungen wird.
Was ich von dieser Kleidertauschparty mitgenommen habe, ist, dass es nicht darum geht, was wir anziehen oder wie viel wir von uns enthüllen. Es geht darum, den Blick von außen abzulegen und eine eigene, unverzerrte Sicht auf uns selbst zu finden. Es geht um die Freiheit, uns selbst zu akzeptieren, ohne uns ständig durch die Maßstäbe anderer zu definieren. Es wird Zeit, uns von der Vorstellung zu befreien, wir müssten uns für unseren Körper schämen. An diesem Abend wurden nicht nur Kleider und Hosen getauscht, sondern auch die Geschichten, die sie über uns erzählen. Und ich wünsche mir, dass es in meinen Geschichten zukünftig nicht um Größe oder Form geht, nicht um Blicke, Urteile oder Unsicherheiten, sondern um Kraft, Vitalität, Selbstbestimmung, Authentizität und Lebensfreude.
